Humanistische Pressedienst, 26. Februar 2014

Liebeslügen – Roman von Murat Ham
Rezension vom Humanistischen Pressedienst (hpd) von Frank Nicolai

Liebeslügen in Kreuzberg
BERLIN. (hpd) Sonntagabend in Berlin; nach einem frühlingshaften Tag sitze ich mit einigen anderen in einem türkischen Theater und höre Murat Ham zu, der aus seinem neuen Buch liest.

Der Roman „Liebeslügen“ ist der zweite eines in drei Teilen angelegten Romanprojekts.

Von dem Tod des Vaters und der Geburt eines Sohnes spannt sich der Bogen der Geschichte, die den Leser ebenso zum Gezi-Park im vergangenen Sommer führt als auch über den Glauben und einige Bräuche der Aleviten aufklärt. Selbst das Thema Sterbehilfe wird kurz angerissen.

Es wird interessant sein, zu hören, welche Stellen der Autor zum Vorlesen auswählen wird. Doch überraschend beginnt Murat Ham nicht mit der Lesung, sondern zwei junge Schauspieler betreten die Bühne und spielen das Ende des ersten Buches und den Beginn des neuen szenisch. So wird auch dem klar, der den ersten Teil der Trilogie nicht kennt, worum es bei dem Streit zwischen Vater und Sohn geht. Ein wirklich gelungener Kunstgriff!

Dann jedoch beginnt Ham zu lesen. Er erzählt von der Beisetzung seines Vaters in Istanbul. Und damit nicht nur vom Abschied, sondern auch von den Hoffnungen, die im vergangenen Sommer in der Stadt erwachten. Unterbrochen von Unterhaltungen zwischen dem Autor und dem Moderator und Fernsehjournalisten Peter Brinkmann sowie von zwei jungen Männern, die zur Gitarre singen, erzählt Murat Ham von der Hochzeit seiner Protagonisten Kenan und Jane. In all seinen fast skizzenhaften Szenen zeigt sich, dass Ham ein guter Menschenkenner und Beobachter ist. Es ist oft nur ein kleines Adjektiv, mit dem er Charaktere zeichnet.

Das Buch endet mit einem Absatz, der als Beginn des nächsten Romans taugt. Man darf gespannt bleiben!

Quelle: Humanistische Pressedienst, 26. Februar 2014